
Was geht in den obersten Etagen der Finanz-Branche in London, New York oder Frankfurt vor? Antworten gibt der investigative Dokumentarfilm "Moneyland". Eine unserer Must-see Dokus im Juli 2025!Bildrechte: SWR/Dreamer Joint Venture Filmproduktion
11. Juli 2025, 17:26 Uhr
Die ARD Mediathek bietet eine große Auswahl an spannenden Dokumentationen. Damit Sie im Juli den Überblick behalten, empfehlen wir Ihnen fünf Highlights zum Streamen. Im Thomas-Mann-Jahr 2025 beleuchten wir sein Verhältnis zur Familie. Wir ergründen die lange geheimgehaltene Familiengeschichte von Showmaster Robert Lembke, fragen, warum Doris Dörrie von der Filmfamilie so lange gemieden wurde, blicken hinter die Kulissen der Dresdner Palucca-Familie und der Deutschen Bank. Das sind unsere Tipps:
von Lars Meyer, MDR KULTUR
Inhalt des Artikels:
- "Die Kinder des Zauberers" – Thomas Mann als Familienmensch
- "Robert Lembke – Wer bin ich?": Schweigen über alles
- "Doris Dörrie – Die Flaneuse": der lange Weg zur Anerkennung
- "Die Welt tanzt in Dresden" – die große Familie von Gret Palucca
- "Moneyland" – schwindelerregende Finanzgeschäfte
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"Die Kinder des Zauberers" – Thomas Mann als Familienmensch
Anlässlich seines 150. Geburtstags gab es in diesem Jahr einen regelrechten Thomas-Mann-Boom, inklusive einer neuen Playmobilfigur. 2001 brachte das Dokudrama "Die Manns – ein Jahrhundertroman" schon einmal einen Aufmerksamkeitsschub. Armin Mueller-Stahl und Monika Bleibtreu schlüpften in die Rollen von Thomas und Katja. Heute ist das selbst schon wieder historisch. Von großem Wert sind aber vor allem die dafür aufgezeichneten Interviews: 140 Stunden Material.
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Dieses Material bildete die Grundlage für das dreiteilige dokumentarische Begleitprojekt über die Familie Mann, das sich auf die Begegnung mit Zeitzeugen konzentriert und aus den Spielfilmszenen nur noch zitiert. Die Schreibmaschine klapperte immer im Zimmer nebenan, erinnert sich Elisabeth Mann Borgese im ersten Teil "Die Kinder des Zauberers", doch es war die der Mutter Katja, die bis nachts Korrespondenzen erledigte. Ein Großbetrieb, mit sechs Kindern sowieso. Wer litt unter wem? Wer trat in wessen Fußstapfen? Faszinierende Einblicke in das Universum einer Familie, die Thomas Mann selbst als "sehr seltsam" beschrieb.
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"Unterwegs zur Familie Mann: Die Kinder des Zauberers (1/3)"
Erster von drei Teilen
WDR, 2001
Länge: 88 Minuten
Regie: Heinrich Breloer, Horst Königstein
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 02.12.2025
"Robert Lembke – Wer bin ich?": Schweigen über alles
Seit dem Dokumentarfilm "Kuhlenkampffs Schuhe" bin ich fasziniert von der Geschichte der bundesrepublikanischen Spielshows, weil in ihnen sehr viel mehr verhandelt wurde, als man sah. Einige habe ich noch gut in Erinnerung: "Dalli Dalli" mit Hans Rosenthal oder auch "Wer bin ich?" mit Robert Lembke, das heitere Beruferaten, das stets mit der Frage begann: "Welches Schweindel hätten's denn gern?" Schwindelerregende Harmlosigkeit. Doch Lembke selbst verstand sich als Aufklärer. In seiner Sendung war die ganze Gesellschaft vertreten. Nur darüber, wer er selbst war, schwieg er beharrlich.
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Das erzählt nun dieses eindringliches Doku-Drama – mit vielen Ausschnitten aus seinen Sendungen. Das Reenactment konzentriert sich auf die Familiengeschichte. Sein Schweigen, sein Zynismus, sein Pragmatismus belastete seine Familie bis in die Enkelgeneration. Anders als Rosenthal sprach er nie darüber, dass sein Vater Jude war und wie er selbst durch den Krieg kam. Und nach der Ermordung israelischer Sportler bei der Olympiade 1972, deren Übertragung er verantwortete, saß er gleich wieder lächelnd in seiner Sendung. The Show must go on.
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"Robert Lembke – Wer bin ich?"
SWR, 2025
Länge: 89 Minuten
Regie: Martin Weinhart
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 06.09.2025
"Doris Dörrie – Die Flaneuse": der lange Weg zur Anerkennung
Als Autorin hat Doris Dörrie eine Zauberformel: "Ich erinnere mich". So wie der Film von Felini: "Amarcord". Das zumindest haben Dörrie und Felini gemeinsam: Die Kindheit ist für sie das Tor zur Geschichte. Doch Doris Dörrie wurde sehr lange nicht ernstgenommen und musste selbst ans Filmmuseum München schreiben, dass es noch nie auch nur einen ihrer Filme gezeigt hatte, seit sie in den 80er-Jahren mit "Männer" berühmt wurde. Inzwischen gab es mehrere Retrospektiven und die lang ersehnte Anerkennung. Als Schreibcoachin füllt sie zudem Säle in ganz Deutschland.
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Mit Doris Dörrie zusammen geht der Film auf eine Reise von ihren Anfängen bis heute, und es wird klar, wie sehr sie – als Frau und aufgrund ihres schnellen Erfolgs – vom Betrieb ausgeklammert wurde. Und wie sie ihre Außenseiterposition nutzte, um das zu machen, was sie wollte. Das Porträt einer Künstlerin, die ebenso nahbar wie eigensinnig erscheint, wenn sie etwa zum Interview eine silberne Tüte über den Kopf zieht. Dass jedes Leben erzählenswert ist, nehme ich auf jeden Fall als gute Nachricht mit.
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"Doris Dörrie – Die Flaneuse"
NDR/ARTE, 2025
Länge: 60 Minuten
Regie: Sabine Lidl
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 28.08.2025
"Die Welt tanzt in Dresden" – die große Familie von Gret Palucca
Tanzen oder nicht tanzen, das ist hier die Frage. Für die Absolventen an Deutschlands einziger Hochschule, die sich ausschließlich dem Tanz widmet, ist es eine Lebensform. Und es macht Spaß, ihnen beim Erkunden ihrer Ausdrucksmöglichkeiten zuzusehen. Der Film porträtiert einige von ihnen. Sie kommen aus der ganzen Welt und teilen in Dresden ihre Leidenschaft für die Bewegung im Raum. Ein Hauch von "Fame – der Weg zum Rum" kommt dabei auf. Wer bleibt auf seinem Weg? Wer geht an die Semperoper, wer ans Tanztheater in Rotterdam?
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Natürlich taucht der Film auch in die 100-jährige Geschichte der Palucca-Schule ein. Gret Palucca wollte den traditionellen Tanz von seinen starren Formen befreien und schuf in Dresden eine Insel der Freiheit. Auch in der DDR – oder wie eine Tanzpädagogin sagt: "Es ging immer nur um Tanz". Was es für die ganz jungen, die 10-Jährigen bedeutet, hier die Schule zu besuchen, wird ebenfalls thematisiert. Besonders gefallen hat mir der Soundtrack, der aus lauter gelungenen Coverversionen berühmter Popsongs über das Tanzen besteht: von ABBAs "Dancing Queen" bis "Cosmic Dancer" von T. Rex.
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"Die Welt tanzt in Dresden – 100 Jahre Palucca Hochschule"
MDR, 2025
Länge: 57 Minuten
Regie: Lutz Pehnert
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 16.09.2025
"Moneyland" – schwindelerregende Finanzgeschäfte
Eine ganz spezielle Familie bildet die der Finanzbanker. Zumindest in bestimmten Zweigen des Finanzgeschäftes herrscht einvernehmliches Stillschweigen. Doch worüber? Seit der Finanzkrise 2008 macht man sich ja keine Illusionen mehr, aber was Marc Wiese in seinem investigativen Dokumentarfilm ans Licht bringt, übertrifft die eigene Fantasie. Im Zentrum stehen halbseidene Geschäfte der Deutschen Bank, die ihren guten Ruf längst gegen die Wand gefahren hat. Regelmäßig bekommt sie immense Bußgelder von der amerikanischen Aufsichtsbehörde aufgedrückt. Doch das ist einkalkuliert.
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Wiese schafft es, mit Insidern zu reden: ehemalige Banker, Whistleblower, Fininzexperten, Juristen. Einige Beispiele sind so schwindelerregend wie die spektakulären Drohnenflüge über die Finanzzentren, die natürlich nicht fehlen dürfen. Es geht um Zinsmanipulation, Geldwäsche, Wetten auf Finanzausfälle von Kunden oder anderer Banken, Kunden aus dem Umfeld der russischen Mafia oder auch der Milliardär Jeffrey Epstein, von dem jeder wusste, dass er ein Missbrauchskartell betrieb. Und es geht um Sündenböcke – da von den oberen Bankern nie jemand zur Rechenschaft gezogen wurde. Die Familie hält zusammen.
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"Moneyland – Die dunklen Geschäfte der Finanzindustrie"
SWR/ARTE, 2022
Länge: 89 Minuten
Regie: Mark Wiese
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 04.09.2025
Über michIch bin Lars Meyer und seit vielen Jahren für MDR KULTUR als Filmkritiker unterwegs, immer auf der Suche nach Filmkunst, die mich berührt.
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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | "Die Welt tanzt in Dresden" | 20. Juni 2025 | 00:40 Uhr



